Die Stadt bei Sonnenuntergang von der Aussichtsplattform des Rockefeller Centers.
Wollten Sie immer schon einmal in New York Urlaub machen? Oder stand die US Metropole wiederholt auf Ihrem Reisekalender, selbst wenn der Umtauschkurs gar nicht so günstig für’s Shoppen war? Haben Sie vielleicht sogar davon geträumt für einige Zeit in dieser Stadt zu leben?
New York hat eine nahezu magische Anziehungskraft. Es ist so aufregend, wenn man beim Landeanflug einen ersten Blick auf Skyline mit ihren Architekturikonen wirft: das Empire State Building, das Chrysler Building, der neue World Trade Center Turm, die Freiheitsstatue! Vertraut sind diese Ansichten, immer wieder sieht man sie in den Medien.
Diese gigantische Metropole ist eine Verführerin. Hier ist alles zu haben und alles ist möglich, und darin steckt eine Herausforderung, die Menschen mit Abenteuerlust und Ideen anzieht. Sie kommen und bleiben trotz der teuren Mieten für winzige Wohnungen, der unzuverlässigen Subway, des Lärms und des Tempos der immer eilenden Menschenmassen.
Für die neue Ausgabe von stern VIVA! hat der in New York lebende Fotograf Roderick Aichinger deutsche Expatriaten fotografiert, die dem Sirenenruf der Stadt nicht widerstehen konnten und sich in New York eine neue Existenz aufbauten.
Er fotografierte unsere Protagonisten in den Stadtteilen, denen sie beruflich oder privat am meisten verbunden sind. Lassen Sie sich überraschen; es sind wohlbekannte Stadtansichten dabei, aber auch Plätze, die Sie hoffentlich bei Ihrem nächsten Besuch zum Erforschen einladen.
Ulrich Lang, Duftdesigner, lebt seit 1998 in New York.
Ulrich Lang beim Frühstück im West Village.
Ulrich Lang kam durch seine Arbeit im Marketing für L’Oreal nach New York und fühlte sich sofort zuhause. Dies war seine Stadt – hier konnte er seine Idee für eine eigene Parfümmarke, in die Tat umsetzen.
Eine Nase für Düfte hatte Ulrich Lang bereits in der Parfümerie seiner Oma in seinem Heimatort Backnang in Baden-Württemberg entwickelt . In New York suchte er sich ein Labor und eine gute Chemikerin und kreierte seinen ersten Duft. “Learning by doing, ins kalte Wasser springen, das ist hier ganz normal“, sagt Ulrich, “deswegen entspricht mir diese Stadt. Sie fordert mich heraus, sie ist immer in Bewegung, alles ist möglich.”
Jutta Neumann, Sandalen- und Taschendesignerin, lebt seit 1986 in New York.
Jutta Neumann im East Village, ihrer Wahlheimat seit über 20 Jahren.
Jutta Neumann kam nach New York der Liebe wegen. Sie folgte dem Vater ihres Kindes ins East Village von Manhattan. Damals war der Stadtteil schmutzig, feindselig und laut, die Wohngebäude waren verwahrlost und Drogenhändler und Obdachlose prägten das Straßenbild. „Mein Englisch war schlecht, meine Stimmung war schlechter. Ich war Erzieherin und hatte mich bei den Grünen engagiert und jetzt saß ich mit einem kleinen Kind in einer kleinen Wohnung und hatte nichts zu tun,“ erinnert sich Jutta Neumann.
Sie fand schließlich Arbeit in einer kleinen Sattlerei und fing an Flip Flops aus buntem Leder zu entwerfen. Ihr Durchbruch kam, als die Modeschöpferin Anna Sui ihre Models in Jutta Neumanns Sandalen auf den Laufsteg schickte und VOGUE die schicken minimalistischen Designs aus dem East Village zum “Must“ des Sommers machte. Mittlerweile bittet Jutta Neumann viele wunderschöne Sandalendesigns an und dazu meisterlich gefertigte Handtaschen
Lars Jensen, 42, Journalist, lebt seit 2002 in New York.
Lars Jensen am New Yorker Times Square. Das rote Licht täuscht - der Times Square ist schon seit langem familienfreundlich.
Lars Jensen kam kurz nach der Terrorattacke vom 11. September nach New York. Die Stadt stand damals unter Schock, wirtschaftlich und psychologisch.
Der freie Journalist weiß, wie schwer das Überleben für Freiberufler in New York sein kann. Mieten und Lebenshaltungskosten sind teuer, besonders wenn eine Familie zu versorgen ist. Lars Jensen hat es aber aller Widrigkeiten zu Trotz seit über 10 Jahren geschafft und entdeckt nun mit seiner kleinen Tochter die Stadt aufs Neue . So gehen die beiden gerne in den Central Park. Sie essen dort auf der großen Wiese Hot Dogs und zählen die Stockwerke der Wolkenkratzer.
Sarah Fatima Parsons, 56, Immobilienmaklerin, lebte von 1980 bis 1984 in New York und kam 1996 zurück, um zu bleiben.
Sarah Fatima Parsons geht mit ihren Hunden in dem gemütlichen Stadtteil Park Slope von Brooklyn spazieren.
In den Jahren weg von New York wurde Sarah Fatima Parsons klar, dass New York ihre Stadt war. Die ehemalige Journalistin war für ihre Städteführer bekannt, die Touristen, die neugierig auf Unbekanntes und Neues waren, tolle Tipps gaben. Zurück in New York fand sie, dass sie ihre Begeisterung für die Stadt und ständige Neuentdeckungen auch als Immobilienmaklerin mit ihren Kunden teilen konnte.
Heute hilft sie gerne Neuankömmlingen den richtigen Stadtteil und das passende Zuhause zu finden. Natürlich ist die Konkurrenz riesig, vor allem seit in den letzten Jahren die Immobilienpreise in astronomische Höhen gestiegen sind. „Ich habe mich aber durchgekämpft und verdiene gut,“ sagt sie, „New York war immer mein Traum und das ist so geblieben.“
Marianne Wiesinger, 71, ehemalige Redaktionsassistentin im stern Büro in New York. Lebt seit 1965 in New York.
Marianne Wiesinger genießt die Sonntaglektüre der New York Times im Central Park in Manhattan.
Marianne Wiesinger hatte sich ihre Schiffsüberfahrt selbst zusammengespart und kam als Au Pair Mädchen nach New York. Die Überfahrt von Amsterdam dauerte 10 Tage. „ Nach der Überfahrt wurden wir um 6 Uhr geweckt und glitten bei Sonnenaufgang an der Freiheitsstatue vorbei, das werde ich nicht vergessen“, erinnert sie sich an den Morgen ihrer Ankunft in New York.
Marianne Wiesinger wollte nach Ablauf ihrer Au Pair Zeit nicht mehr weg von New York. Sie fand eine kleine billige Wohnung, suchte sich Arbeit und fing an zu studieren. Das war alles nicht leicht, aber sie hat ihre Entscheidung in New York zu bleiben nie bereut. „Ich bin jetzt Rentnerin, und viele meiner deutschen Freunde sind zurückgekehrt. Aber ich kann mir nicht vorstellen, wieder in München zu leben. Ich bin zwar sehr gern da, ich mag die Gemütlichkeit, die Gaststuben, die Nähe zu Italien, aber die Upper West Side in Manhattan ist meine Heimat. Die vielen Kinos, die Lokale aus allen Ländern, keine Sekunde ist es langweilig. Und gutes Brot gibt es inzwischen auch an jeder Ecke.”
Interviews: Evelyn Kusserow
stern viva! berichtet über die Erfahrungen anderer Menschen und hat Ideen - für die Erfüllung lang gehegter Träume, für die Entwicklung brach liegender Talente, für gesellschaftliches Engagement - oder für einen kompletten Neustart. In der März/April Ausgabe finden Sie weitere Porträts von Deutsche, die sich auf das Abenteuer New York eingelassen haben: als Filmemacher, als Bauunternehmer mit Fußballverein, als Galeristin, als Model - lassen Sie sich inspirieren!
Der Fotograf Roderick Aichinger ist der Sohn österreich-schottischer Eltern, wurde in der Schweiz geboren und lebte in Deutschland bevor er 2012 mit seiner Frau nach New York kam, um hier zu leben und zu arbeiten.
Manhattan Skyline from Brooklyn Bridge Park © Spencer Platt/Getty Images
Have you always wanted to vacation in New York City? Have you visited the American metropolis several times even when the exchange rate made shopping excursions painful? Perhaps you have even dreamed about living in this city?
New York has an almost magical attraction. How exciting to glimpse a first look from the airplane of the city skyline with its iconic architecture: the Empire State Building! The Chrysler Building! The new World Trade Center Tower! The Statue of Liberty! Don’t these structures look familiar after having seen them so many times in the media?
The gigantic metropolis is a seductress to people with a thirst for adventure and filled with ideas. Everything seems possible and if you have the means everything is obtainable. These worldly adventurers come and stay, despite skyrocketing rents for tiny apartments, despite the unreliable subway, the noise and the constant hurry.
stern VIVA! visited Germans who followed the siren call and immigrated to New York for the current issue of the magazine. New York photographer Roderick Aichinger photographed them where they live and work. You may recognize some of these; others will surprise you and may inspire you to a visit when you come to New York.
Ulrich Lang came to New York in 1998 for L’Oreal marketing. In 2003 he created his first fragrance and founded his own perfume label, “Ulrich Lang New York”.
Ulrich Lang relaxing on a brownstone stoop in the West Village © Roderick Aichinger
Jutta Neumann arrived in New York in 1986. The former social worker apprenticed in leatherworking and started designing her own line of sandals. Her label Jutta Neumann New York eventually added handbags and leather accessories.
Auch das ist New York: Kleine Schrebergärten, die von Nachbarn gepflegt werden. Eine Oase für gestresste New Yorker. © Roderick Aichinger
Lars Jensen came to New York after September 11, 2001, and has experienced the city’s recovery after the trauma of the terrorist attacks. Lars is a freelance journalist – he writes for major German publications, including stern, SZ Magazin, FAZ, VOGUE, GQ.
Lars Jensen at always busy Times Square. © Roderick Aichinger
Sarah Fatima Parsons worked as a freelance journalist in New York from 1980 to 1984. She returned to New York in 1996 and decided to stay for good. She trained as a real estate broker and loves to find the right place in the best neighborhood for her clients.
Sarah Fatima Parsons with dog in Brooklyn, Prospect Park. © Roderick Aichinger
Marianne Wiesinger came to New York as au pair in 1965. She decided to stay, studied, and worked as editorial assistant until her recent retirement. She loves living near Central Park and cannot imagine moving back to Germany since “good bread” is now also available on this side of the Atlantic Ocean.
Marianne Wiesinger reading the New York Times in Central Park. © Roderick Aichinger
Photographer Roderick Aichinger was born in Switzerland to Austrian-Scottish parents and lived in Germany before moving with his wife to New York in 2012.
